Aufgewachsen als Kind der 80er in einem österreichischen Haushalt mit deutschem Privatfernsehen, musste ich schon früh Erfahrungen mit der Macht der Werbung machen. Während andere Kinder ihre Extrawurstsemmerl einforderten, entwickelte ich ganz andere, äußerst unösterreichische Essgelüste. Das Objekt meiner Begierde: rote Grütze.
Ein Name, der für meine Ohren gleichermaßen ungustiös wie exotisch klang. Das ersehnte Fertigprodukt blieb allerdings unerreichbar, weil Grütze egal welcher Couleur im Wien der 80er und frühen 90er einfach nicht erhältlich war. Die Jahre vergingen und ich wurde älter, weiser und zum Glück auch resistenter gegenüber Werbesuggestionen. Aus dem Plastikbecher habe ich das süß-saure Beerengelee bis heute nicht probiert, dafür mache ich rote Grütze im Sommer mittlerweile gerne selbst – natürlich mit Vanillesauce, wie im Fernsehen.
Zutaten:
- 300 g gemischte rote Beeren (Himbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, ev. auch Erdbeeren oder Kirschen)
- 200 ml Kirschsaft
- 75 g Zucker (auch ein bisschen mehr oder weniger, je nach Süße der Beeren)
- 1 Bio-Zitrone
- 1/2 Vanilleschote
- 1 EL Speisestärke
Für die Vanillesauce:
- 500 ml Milch
- 1 Päckchen Vanillezucker
- 1/2 Vanilleschote
- 60 g Zucker
- 2 Eigelbe
- optional: eine Messerspitze Kurkuma (gemahlen) für mehr Farbe
Zubereitung:
Die Beeren verlesen, vorsichtig waschen und gut abtropfen lassen. Zitrone heiß abspülen und mit einem Sparschäler ein Stück Schale herunterschneiden. Die Vanilleschote der Länge nach einritzen und das Mark herausschaben. Zitrone in zwei Hälften schneiden und eine Hälfte auspressen. Kirschsaft mit Vanillemark, Vanilleschote, Zitronenschale und -saft sowie Zucker aufkochen. Ungefähr 5 Minuten leicht köcheln lassen. Die Speisestärke mit etwas kaltem Wasser verrühren, bis sie sich vollständig aufgelöst hat. Unter ständigem Rühren mit dem Sud vermengen. Kurz weiterköcheln, bis der Sud eine leicht dickliche Konsistenz erreicht. Durch ein Sieb über die Beeren gießen. Gut durchmischen und nach dem Erkalten einige Stunden im Kühlschrank ziehen lassen.
Für die Sauce, die restliche Vanilleschote längs aufschneiden und das Mark herauskratzen. Milch mit der Vanilleschote und dem Mark vorsichtig zum Kochen bringen und rund 5 Minuten ziehen lassen. Vanilleschote entfernen. Die Eigelbe mit dem Vanillezucker (und ev. eine Messerspitze Kurkuma) verquirlen, zwei Schöpfer heiße (nicht kochende!) Vanillemilch vorsichtig untermengen und mit dem Schneebesen dabei kräftig rühren. Die übrige Vanillemilch und den Zucker dazu leeren und alles unter ständigem Weiterschlagen bei mittlerer Hitze eindicken lassen. Auf keinen Fall aufkochen, sonst gerinnt das Eigelb. Erkalten lassen und dabei gelegentlich umrühren, damit sich keine Haut bildet. Zusammen mit der Grütze servieren.